Das Wetter ist gerade wunderbar: die Nächte sind kühl, es stehen öfters mal Wolken am Himmel, keine Klimanalagen mehr sondern offene Fenster, und ein laues Lüftchen… da zieht es uns wieder stärker hinaus vor die Tür!
Und so tingelten wir vorletztes Wochenende zur Hauptstraße Herzl Street (benannt nach dem Zionisten Theodor Herzl), stellten uns an die erstbeste Bushaltestelle, hielten ein Sherut an, und waren 30 min später am Busbahnhof von Tel Aviv. Dort wechselten wir zu einem Stadt-Sherut und sprangen in der Nähe der Trumpeldore Street (benannt nach dem Zionisten Joseph Trumpeldore) hinaus, um gleich um die Ecke ein Fahrrad auszuleihen. Der Besitzer war recht erfreut: wir waren wohl seit langem die ersten Nicht-Israelis, die sich ein Rad liehen, und damit für ihn einen Wandel ankündigten.
An der Strandpromenade machten wir unser erstes Päuschen, um drei älteren Herren bei ihrem Streichquartett zu lauschen. Dann ließen wir uns die Promenade entlang treiben, machten eine Sonnencreme-Pause, kauften kühle Getränke und Snacks, und überquerten wenig später den Yarkon-Fluss an seiner Mündung ins Mittelmeer.
Unser Ziel war der Yarkon-Park, die größte Grünanlage in Tel Aviv, welche sich mehrere Kilometer den Yarkon flussaufwärts erstreckt. Auch der Israel National Trail läuft hier entlang. Es gibt Grünanlagen, Sportanlagen, Radwege, Fusswege, einen See mit Tretboten, einen Heißluftballon, Kinderspielplätze, Hundespielplätze, einen Kakteen-, Stein- und Tropengarten, … Heutzutage ist es in der Tat sehr schön und erholsam, sich hier auszutoben, und immer weiter von der überfüllten Strandpromenade in die verlasseneren Bereiche vorzudringen. Das war aber nicht immer so, und der Fluss hatte in den 90ern mit schweren Verschmutzungen zu kämpfen. Die Situation gipfelte 1997 in einem Unglück, einem Brückenkollaps während einer Sportveranstaltung, bei welchem 4 Menschen der Australischen Delegation starben. Drei der Todesfälle wurden dabei durch eine Pilzinfektion durch den Kontakt mit dem dreckigen Flusswasser hervorgerufen… In den folgenden Jahren wurde daraufhin der Fluss umfassend restauriert und die Wasserqualität verbessert, so dass heutzutage sogar gefischt wird.
Für die kulinarisch Interressierten unter euch: an dem See mit den Tretboten stolperten wir über einen Pita-Drusit-Stand. Ein kleiner Stand, der Drusen-Pitabrote verkaufte. Der vorbereitete Teigballen wird erst auf dem halbrunden Ofen zu einem flachen Fladen gebacken, dann kann man sich Labaneh, Zatar, Shemen Zait (Olivenöl) und „kzad charif“ (leicht scharf) wünschen, und hat einen soliden Snack auf die Hand.
Nach einer ausgiebigen Runde über das Gelände, gaben wir gegen 16 Uhr unsere Räder wieder ab und gönnten uns im hippen Keks-Laden um die Ecke einen Kaffee und überteuerte Kekse. Da mittlerweile die halbe Stadt vom Strand nach Hause wollte, waren alle Sheruts, die an uns vorbeifuhren, bereits voll und hielten nicht an. So liefen wir die 40 min bis zum Busbahnhof. Dort wurden wir Insassen eines höchstwahrscheinlich illegalen Sherut (ohne Lizenz) und erreichten erschöpft, müde und hungrig am frühen Abend wieder unsere Butze.
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